Kreuzweg der Männerschola

Cadolzburg, 12.3.2023

Mit Bildern von Stefan Weyergraf gen. Streit
(*1966)

 

Präludium: Orgel und Flöte

Begrüßung und Hinführung:
Im Namen der Männerschola von St. Otto begrüßen wir Sie herzlich zu unserer heutigen Kreuzwegandacht und freuen uns, dass Sie gekommen sind.
Bilder aus dem Bilderzyklus „Augen-Blick: Passion“ vom Künstler und Diplom-Theologen Stefan Weyergraf gen. Streit, der in der Nähe von Eichstätt zuhause ist, geleiten uns durch die heutige Andacht.
Über das Text- und Liedheft zum ökumenischen Kreuzweg der Jugend im Jahr 2011 sind wir auf die Bilder gestoßen – ggf. kommen Ihnen somit einige der Bilder schon bekannt vor.
Durch die Kontaktaufnahme zum Künstler haben wir alle 24 Fotos des Bilderzyklus erhalten, von denen wir nun 14 für unsere heutige Kreuzwegandacht ausgewählt haben.
In diesem Jahr ändern wir die Perspektive, denn alle Bilder sind aus dem Blickwinkel Jesu gemalt – auf keinem der Bilder ist er selber zu sehen, nicht einmal eine Hand oder ein Finger von ihm.

Im Matthäusevangelium lesen wir: Als er in Jerusalem einzog, erbebte die ganze Stadt und man fragte: Wer ist dieser? Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazareth in Galiläa. (Mt 21,10)

Auf dem ersten Bild sehen wir – aus der Perspektive Jesu über die Mähne und die Ohren des Esels hinweg - eine große Schar von Menschen, die ihn herzlich und mit Hosanna-Rufen in Jerusalem empfangen. Der Weg führt leicht aufwärts zu einem Stadttor von Jerusalem, welches in seiner Bauform einem großen Schlüsselloch gleicht. Hinter dem Tor verdunkelt sich die Stadt Jerusalem.
Ein Blick in die Gesichter der Menschen am Straßenrand und insbesondere derer in der Nähe vom Esel spiegelt die Aufregung und Freude sowie das Staunen der Menschen wider.
Viele sind am Straßenrand mit dabei, als der, den sie zu diesem Zeitpunkt noch für ihren Messias halten, in die Heilige Stadt Jerusalem einzieht. Nur wenige ahnen, was nach dem Einzug folgen wird.
Lassen Sie sich nun auf diesen perspektivischen Blickwechsel ein und erleben Sie diese Andacht heute mit den Augen Jesu.

2. Auf dem Ölberg

Im Markus-Evangelium lesen wir:
Sie kamen zu einem Grundstück, das Getsemani heißt, und er sagte zu seinen Jüngern: Setzt euch hier, während ich bete! Und er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da ergriff ihn Furcht und Angst und er sagte zu ihnen: Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht! Und er ging ein Stück weiter, warf sich auf die Erde nieder und betete, dass die Stunde, wenn möglich, an ihm vorübergehe. Er sprach: Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst. Und er ging zurück und fand sie schlafend. Da sagte er zu Petrus: Simon, du schläfst? Konntest du nicht einmal eine Stunde wach bleiben? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Und er ging wieder weg und betete mit den gleichen Worten. Als er zurückkam, fand er sie wieder schlafend, denn die Augen waren ihnen zugefallen; und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten. Und er kam zum dritten Mal und sagte zu ihnen: Schlaft ihr immer noch und ruht euch aus? Es ist genug. Die Stunde ist gekommen; siehe, jetzt wird der Menschensohn in die Hände der Sünder ausgeliefert. Steht auf, wir wollen gehen! Siehe, der mich ausliefert, ist da. (Mk 14,32-42)

Bildbetrachtung/Meditation:
Das Bild ist in dunklen, düsteren Farben gemalt, nur wenige Details sind in hellen Farben hervor­gehoben.
Es ist Nacht, schwach fällt fahles Licht auf den Boden und auf die Kleider der drei dort kauernden Männer. Zwei haben ihren Kopf in die Hände gestützt, einer hat eine Kapuze über den Kopf gezogen und scheint gerade erwacht zu sein und zu gähnen. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck schaut er zu Jesus auf.
Jesus hat seine Jünger nach dem Pessachmahl zum Ölberg mitgenommen, drei seiner engsten Vertrauten in den Garten Getsemani, wo er sie bittet, mit ihm zu wachen und zu beten.
Verstehen sie die Dringlichkeit seiner Bitte, begreifen sie, was Jesus umtreibt, erkennen sie, was Jesus droht?
Scheinbar nicht, denn sie sind nicht beunruhigt ob der Bitte Jesu, mit ihm zu wachen und zu beten. Mit dem Pessachmahl gesättigt schlafen sie auch auf dem harten Boden des Ölbergs dreimal ein.
Dreimal kommt Jesus und muss sie aufwecken. Was für eine Enttäuschung für Jesus: allein­gelassen auch von seinen engsten Vertrauten! Wie sehr können Enttäuschungen schmerzen! So beginnt schon hier Jesu Leidensgeschichte!

Wir wollen beten:
Herr Jesus, am Ölberg wurdest du von deinen engsten Vertrauten im Stich gelassen und bitter enttäuscht. Doch du hat sie nicht verurteilt. Lass auch uns bei Enttäuschungen Wege zu denen suchen, von denen wir viel mehr erwartet hätten.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehöriges Lied:
Bleibet hier und wachet mit mir (GL 286)

3. Jesus vor Pilatus

Der Evangelist Johannes schreibt dazu:
Von Kajaphas brachten sie Jesus zum Prätorium; es war früh am Morgen. Sie selbst gingen nicht in das Gebäude hinein, um nicht unrein zu werden, sondern das Paschalamm essen zu können… Da ging Pilatus wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? … Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde… Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. Pilatus sagte zu ihm: Was ist Wahrheit? Nachdem er das gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. (Joh 18,28-19,16a, gekürzt)

Bildbetrachtung:
Auch wenn man Jesus auf dem Bild nicht sieht, so kann man erahnen in welch schwierigen Lage er sich allein in Konfrontation mit dem römischen Statthalter Pontius Pilatus gefühlt haben muss. Kann er von dieser mächtigen Gestalt überhaupt ein gerechtes Urteil erwarten? Zweifel sind angebracht, schon allein vom Anblick dieses Richters, übergroß in den Mittelpunkt gesetzt. In breit ausladender Körperhaltung sitzt er auf dem Richterstuhl, hält sich unsicher an dem Richterstab fest, Skepsis zeigt sich in seinem Gesichtsausdruck. Auch wenn er für sich Zweifel an der Unschuld Jesus einräumen mag, weiß er zu diesem Zeitpunkt, dass es nicht auf sein Urteil ankommen wird, sondern dass bereits eine Vorverurteilung, durch die Hohepriester, Schriftgelehrten und Teile des Volks geschehen ist.

Der Künstler hat diese Szene der Zerrissenheit und Zweifel von Pilatus im Bild mit dem eines gebrochenen Kreuzes aufgenommen. Der Druck, der auf ihm lastet, wird augenfällig dargestellt durch die im Hintergrund auf ihn zukommenden dunklen Priestergestalten, die nur ein schuldig akzeptieren. Mit dem Volk, das im Hintergrund als anonyme Masse ebenfalls auf den Schuldspruch wartet, sind sie einer Meinung. "Gelitten unter Pontius Pilatus" beten die Christen im Glaubensbekenntnis. Es ist ein starkes Zeichen, sich an der Wahrheit zu orientieren.
Das Bild stellt uns heute aber auch die Frage: Wie urteilen wir über unsere Mitmenschen? Suchen auch wir einen Sündenbock, auf dem wir die ganze Schuld und unseren Frust abladen können? In der Politik, im Alltagsleben oder auch am Arbeitsplatz. Ungerechte Urteile können Menschen zerstören, ja es kann auch wie bei Jesus zum Tode führen, ohne dass wir Hand anlegen müssen.

Wir wollen beten:
Herr, hilf, dass wir nicht vorschnell urteilen. Lass uns wachsam sein gegenüber Ungerechtigkeiten und gegenüber Demagogen und Verschwörungsmystiker, die Zwietracht schüren wollen, nur um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Lass uns anderen immer mit Respekt begegnen.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
Ich sehe dich, o Jesus, schweigen, / da dich die Welt verdammt zum Tod; /
ach, lass dich zum Erbarmen neigen, / wenn du als Richter kommst, o Gott.

4. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulter

Der Evangelist Johannes schreibt dazu:
Da lieferte er ihnen Jesus aus, damit er gekreuzigt würde. Sie übernahmen Jesus. Und er selbst trug das Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf Hebräisch Golgota heißt  (Joh 19,16-17)

Bildbetrachtung:
Wenn ich mir dieses Bild betrachte, fällt mir das Wort „Moloch“ ein. Moloch wird gedeutet als etwas, das ständig und unerbittlich Opfer fordert. Auf dem Bild sehen wir Verurteilte, die gegabelte Baumstämme schleppen, einen Erhängten an einem der Türme des Prätoriums, vielleicht Judas, denn darunter sammelt jemand die dreißig Silberlinge des Judas auf. In der rechten Bildhälfte erkennen wir noch Pilatus, der versucht, seine Schuld abzuwaschen. Daneben triumphierend dreinblickende Männer der jüdischen Oberschicht.

Jesus muss das alles mit ansehen.
Ein Bild von vor über 2000 Jahren? Nein! Aktueller könnte dieses Bild unser Weltgeschehen nicht ausdrücken. Menschen werden täglich verraten, häufig auch zu Unrecht verurteilt. Menschen stehlen sich täglich aus ihrer Verantwortung und andere geifern nach Sensationen und profitieren vom Schaden anderer. Die Todesstrafe, zu oft auch aus vorgeblich religiösen Gründen, ist an der Tagesordnung. Und Gott? Er begibt sich, wie auf diesem Bild, in die tiefsten Abgründe unserer Welt. Für diesen Moloch opfert er das kostbarste, das er hat – seinen Sohn. Er zeigt sich nicht als erhabener und thronender Gott, sondern als einer der Ärmsten der Armen. Er erniedrigt sich und möchte uns dadurch nah sein, uns auffordern, gegen die vielen Missstände unserer Zeit aufzubegehren. Aber sind wir auch bereit, für eine bessere Welt Opfer zu bringen? Sind wir bereit, statt bloß bedauernd mit den Schultern zu zucken, einen Schritt weiter zu gehen und ganz konkret auch etwas zu tun? Sind wir z.B. bereit, von unserem Wohlstand etwas abzugeben, um Menschen zu retten und ihnen zu helfen?

Wir wollen beten:
Du menschennaher Gott, gib uns eine wachsende Bereitschaft, dir nachzufolgen, auch wenn das uns Opfer kostet, um gegen die bestehenden und immer noch wachsenden Missstände anzugehen. Sei dabei unser Mut gebender und stärkender Begleiter! Schenke den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft die Einsicht, dass Selbstsucht und Profitgier nur Verlierer kennen kann!

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
Ich sehe dich das Kreuz umfangen, / aus Liebe trägst du alle Schmach, /
so bist du selbst mir vorgegangen, / ich folge dir, mein Jesus nach.

5. Jesus begegnet seiner Mutter

Beim Evangelisten Lukas lesen wir:
Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden. (Lk 2,34f)

Bildbetrachtung:
Auf dem Weg zur Kreuzigungsstätte muss Jesus durch die engen Gassen von Jerusalem ziehen. Eine hasserfüllte und aufgewiegelte Volksmenge säumt den Weg, droht ihm und wirft sogar mit Steinen und Eiern. Jesus bekommt den Hass der Straße zu spüren und muss von den römischen Soldaten vor dem Mob geschützt werden.
Genau jetzt begegnet Jesus auch seiner Mutter Maria. Ihre Kleidung ist in Blautönen, der Farbe des Himmels, gehalten und sie trägt einen leichten Schleier über ihren Kopf.

Jesus sieht in Marias Gesicht eine Verstörtheit und große Traurigkeit – Ist Maria nicht ratlos und sogar etwas wütend? Es scheint, sie hätte den Glauben an das Gute in ihrem Sohn verloren. Noch vor kurzem hatte jeder die Hoffnung, der Messias sei gekommen, aber diese Hoffnung ist nun längst verschwunden, nicht nur beim Volk, sondern nun auch bei Maria.
Sicherlich hätte Jesus sich gerne von seiner Mutter verabschiedet und versucht ihr zu erklären, dass sie die Hoffnung und ihren Glauben nicht aufgeben soll – aber dafür bleibt jetzt keine Zeit.

Wir wollen beten:
Herr Jesus, stehe allen Müttern und Familien bei, die plötzlich und unerwartet eines ihrer Kinder verlieren. Oftmals gibt es vor dem Tod keine Möglichkeit, sich zu verabschieden. Lediglich die letzten Begegnungen werden in Erinnerung bleiben.

Gib den Familien, die ein solches Schicksal erleiden müssen, die Kraft, dass sie in und an dieser Situation nicht zu Grunde gehen, sondern Halt im Glauben finden. 

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
O Sohn, o Mutter, eure Herzen / sind ganz versenkt in Traurigkeit; /
ach, teilet mit mir alle Schmerzen, / lasst mich empfinden euer Leid.

6. Jesus fällt unter der Last des Kreuzes

Wie in einer Vorahnung schreibt der Psalmist:
Sie vergelten mir Gutes mit Bösem; Ich bin verlassen und einsam.

Als ich stürzte, lachten sie und taten sich zusammen. (Ps 35,12.15)

Bildbetrachtung:
Jesus ist gestürzt und liegt am Boden. Trotzdem versucht einer mit einem Stock noch auf ihn einzuschlagen. Jesu Perspektive ist jetzt eine vollkommen andere geworden. Dennoch sieht er, was um ihn herum geschieht und wer da nahe bei ihm ist. Der Künstler hat hier sehr geschickt ein symbolträchtiges Bild gemalt. Verteilt darauf sind die Symbole der sieben sogenannten Todsünden: Neid, Völlerei, Habgier, Wollust, Hochmut, Trägheit und Zorn. Waren es nicht die Vornehmen und Priester, die Jesus aus Neid überantworteten? Der dicke Bauch mit dem Essensstück weist auf die Völlerei hin; und wieder schauen dicht gedrängt die Hohenpriester in ihrer Gier zu. Der gelbe Stöckelschuh mit dem goldenen Ring um das Bein weist auf die Wollust hin. Und die anderen Stiefel: Zeichen für Macht, Hochmut und Stolz. Selbst die Trägheit liegt auf eine Liege und schaut zu. Und ist nicht die Faust ein Zeichen für den Zorn? Die Wurzelsünden, die Wurzeln allen Übels, sind sicherlich nicht nur auf dem Kreuzweg Jesu zu finden, sondern schleichen sich im Leben von uns Menschen immer wieder mit ein. Der Kreuzweg Jesu wird damit immer auch ein Stück weit unser Lebensweg.

Wir wollen beten:
Gott, immer wieder lassen wir uns verstricken in Schuld und Sünde. Wirklich aufrecht zu leben fällt uns schwer. So hilf uns, wenn wir stürzen, wieder aufzustehen und neu zu versuchen, wahrhaft und gerecht unseren Lebensweg zu gehen.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
Du fällst, o Jesus, hin zur Erde, / dich drücket meiner Sünden Last; /
o dass mein Herz erweichet werde, / da du so viel gelitten hast.

7. Jesus begegnet den weinenden Frauen

Bei Lukas lesen wir:  
Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! (Lk 23,27-28)

Bildbetrachtung: Dominiert wird das Bild durch verschiedene Rottöne. Rot als Farbe der Liebe und des Lebens, der Farbe von starken Gefühlen, des Feuers, des Blutes, der Energie und Leidenschaft und der Wärme. Aber auch die Farbe des Heiligen Geistes und die Farbe der Märtyrer. In der orthodoxen Kirche als Farbe der Auferstehung. Hier weinen die Frauen um Jesus. Der Künstler hat vielleicht einen Querschnitt verschiedener Kulturen darstellen wollen. Sie klagen und schreien in ihrer Hilflosigkeit, Jesus nicht beistehen zu können. Nur die Mutter mit dem Kind auf dem Arm sieht ihn direkt an. Ihre Züge haben etwas Maskenhaftes, Starres. Vielleicht kann sie es auch gar nicht glauben, was sie hier mit ansehen muss. Jesus blickt hinter das Offensichtliche, weist sie auf ihr Versagen und ihre Fehlerhaftigkeit hin, denn es genügt eben nicht, zu klagen, sondern er predigt die Einsicht und Ehrlichkeit im Umgang mit sich und den anderen. Natürlich könnte sich Jesus fragen, warum sie das, was hier passiert, nicht verhindert haben. Warum habt ihr nicht auf euere Männer und Söhne eingewirkt, damit kein Unschuldiger zu Tode kommt? In dieser Offenheit und Hinwendung scheint bereits die Göttlichkeit Jesu durch. Selbst in diesem Moment sucht er kein Mitleid und ergeht sich auch nicht in Selbstmitleid.

Wir wollen beten:
Herr Jesus Christus,

du hast die Not der Frauen und Kinder erkannt. Wir bitten dich gerade für die Frauen und Mädchen im Iran, in Indien, Pakistan und Afghanistan, die Unterdrückung, Folter und Verurteilungen erdulden müssen. Gib Ihnen die Kraft, so wie du sie hattest, um der Ungerechtigkeit die Stirn zu bieten.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2)


Zugehörige Liedstrophe:
Allzeit will ich die Sünd bereuen, / sie ist, o Jesus, deine Pein. /
Mehr als den Tod will ich sie scheuen; / dann wirst du, Herr, mir gnädig sein.

8. Simon von Kyrene

Im Markus-Evangelium lesen wir:
Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen. Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Kyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen. Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Golgota, das heißt übersetzt: Schädelhöhe. (Mk 15,20b-22)

Bildbetrachtung/Meditation:
Großer Trubel auf dem Weg von Jerusalem nach Golgota. Jede Kreuzigung ist für die Menschen ein Spektakel, das sie sich nicht entgehen lassen wollen. Gaffend drängen sie sich am Wegrand.

Mit dem Pferd müssen sich die Römer einen Weg durch die Menge bahnen. Der Soldat rechts im Bild muss dafür sorgen, dass die Verur­teilten nicht zurück­fallen, treibt sie mit Komman­dos und Peit­schen­hieben an.
Anspannung liegt auf seinem Gesicht. Wenn alles Schreien und die Peitschenhiebe nicht mehr fruchten, muss ein anderer dem erschöpften Verurteilten helfen – will­kür­lich aus­gewählt aus der gaffenden Menge. Da spielt es keine Rolle, ob jemand, wie Simon von Kyrene, müde und erschöpft von der Arbeit auf dem Feld kommt und nur noch nach Hause will. Simon sträubt sich und wehrt sich nach Kräften, will mit alldem nichts zu tun haben. Weder den Römern zu Diensten sein, noch einem Verbrecher, der sein Todesurteil ja wohl verdient hat, unter die Arme greifen. Doch aller Widerstand nützt nichts: ein weiterer Soldat hat ihn am Oberarm gepackt, andere Menschen hinter ihm, die vielleicht froh sind, nicht in die Pflicht genommen worden zu sein, entreißen ihm die Hacke. Gemeinsam ziehen und schieben ihn nach vorne auf die Straße.

Wir wollen beten:
Guter Gott, widerwillig hat Simon von Kyrene dein Kreuz getragen. Vielleicht hat er nicht einmal gewusst, wem er da hilft – dennoch war er Teil deines Erlösungswerks.

Wie oft müssen wir etwas entgegen unseren Überzeugungen tun, können uns nicht wehren gegen die, die es von uns fordern oder können die Umstände nicht ändern.Schenk uns das Vertrauen, dass selbst in solchen Situationen ein tieferer Sinn liegen kann. Aber lass uns auch mutig sein, wo nötig, nein zu sagen.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
Das Kreuz will niemand mit dir tragen, / du trägst allein all unsre Schuld; /
du könntest billig dich beklagen, / du schweigst und trägst es mit Geduld.

9. Veronika

Veronika soll jene Frau gewesen sein, die Jesus von ihrem Blutfluss geheilt hat, wie uns Markus in seinem Evangelium berichtet (Mk 5,25–34.) Erst im Mittelalter wird diese Legende dann mit dem Kreuzweg in Beziehung gebracht. Veronika tritt aus der Menge der klagenden Frauen heraus und geht auf Jesus zu. Sie reicht ihm ein Tuch, damit er den blutigen Schweiß abtrocknen kann. Vielleicht hat sie auch an das Psalmwort gedacht: Mein Herz denkt an dich: Suchet mein Angesicht! Dein Angesicht, HERR, will ich suchen. Verbirg nicht dein Angesicht vor mir; (Ps 27,8-9a)

Bildbetrachtung:
Eine seltsame Perspektive, die der Künstler hier gewählt hat. Ich komme nicht so recht dahinter, aus welcher Haltung Jesus Veronika ansieht. Das Tuch ist bereits blutgetränkt. Im nächsten Augenblick scheint Jesus weiterzugehen. Veronika als eher hübsches Mädchen gemalt, verglichen mit seinen anderen Gesichtern hat Stefan Weyergraf-Streit ihr Gesicht nicht überzeichnet.

Hochgezogene Augenbrauen, große Augen, ein schlanker Hals, fragend und ungläubig der Blick, was wohl mit Jesus geschehen wird. Die Frau neben ihr mit dem grünen Kopftuch spürt, dass dies ein außergewöhnlicher Moment ist. Jesus aber hat jetzt nur Augen für Veronika, eine fast erotische Darstellung. Geradezu lächerlich erscheint dagegen der Mann, der sich mit dem Finger an die Stirn tippt. Kein anderes Bild strahlt eine solche Ruhe, ein Innehalten auf diesem Kreuzweg und eine solche Zärtlichkeit aus wie dieses. Veronika kann hier stellvertretend für alle Frauen in der Welt stehen, gerade in dieser Zeit, die sich durch unerschrockenen Mut und Hilfsbereitschaft auszeichnet, auch wenn manche Frau sich dadurch in große Gefahr begibt. Natürlich über Jahrhunderte unterrepräsentiert und unterdrückt in einer von Männern dominierenden Welt. Wie auch jetzt im Iran oder Afghanistan, wo Frauen auf ihre Selbstbestimmung pochen in einem menschenverachtenden System, das sich auf eine Religion beruft, als deren offizielle Vertreter sie sich ausgeben. Und wenn es nur ein kurzer Augenblick ist, wo das Leid gelindert wird. Veronika zeigt uns den Weg, wie wir unsere Furcht ablegen können. Es erfordert einfach nichts weiter als ein bisschen Mut…

Wir wollen beten:
Herr, der Mut dieser Frau, das Mitleiden mit Jesus, dem sie in dieser Situation nur ein Schweißtuch geben kann, sollte uns ein Beispiel sein, nicht wegzuschauen, nicht erst abzuwägen, sondern tätig zu werden, gerade in diesen Zeiten.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
Geliebter Heiland, Mann der Schmerzen, / ach, zeige mir dein Angesicht /
und präg es ab in meinem Herzen, / o Jesus, meiner Seele Licht.

10. Jesus wird ans Kreuz genagelt

Der Evangelist Markus schreibt dazu:
Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. Und eine Aufschrift gab seine Schuld an: Der König der Juden.Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links. (Mk 15,25-27)

Bildbetrachtung:
Es ist noch Vormittag, die dritte Stunde. An der Schädelstätte Golgotha angekommen wird Jesus jetzt am Kreuz festgemacht, kann sich nicht einmal mehr bewegen.

Erniedrigt liegt er nackt am Boden auf dem Holz. … Jetzt ist er ganz unten. Daneben liegt schon die Tafel für sein Kreuz bereit, mit dem Grund für seine Hinrichtung: „Jesus von Nazareth, König der Juden“. Jesus sieht den Mann, der neben ihm liegt, der sein Schicksal teilt, von ganz nahe, sieht genau, was mit ihm passiert. Er ist auch nackt, wundgeschürft, sein Gesicht voller Blut. Er muss es auch über sich ergehen lassen. Was hat er verbrochen? Er leidet, wie Jesus auch. Die Zuschauer da drüben wirken unbeteiligt, warten den weiteren Verlauf des Geschehens ab. Sind sie ängstlich, traurig, verzweifelt? Vielleicht ohnmächtig, geschockt, gelähmt? Aus der Traum!  Sie können nur noch zuschauen. Was Jesus ihnen verkündet hat, „Das Reich Gottes ist jetzt schon angebrochen“, ob sie das noch glauben können? Jesus kann ihnen jetzt keinen Trost mehr geben.
Andere sind vielleicht sensationslüstern, passiv, scheinbar unberührt von seinem Leid. Wieder andere freuen sich vielleicht. Sind sie jetzt zufrieden?
Pilatus, der Jesus verurteilt hat ist nun gar nicht mehr da. Der Fall ist für ihn ja erledigt.
Die Finger, die den Nagel auf Jesu Hand fixieren, sind ganz dicht vor Augen. Fast ist schon die Spitze des Nagels auf der Haut zu spüren. Gleich wird der erste Hammerschlag niedersausen, die Hand festgenagelt. Was geht in dem Soldaten vor? Ob er Skrupel hat? Wie lebt er damit? Er verrichtet eben seine Pflicht. Ist es sein Kreuz, dass er damit weiterleben muss? Andere quälen muss? Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Das ist nicht das Ende, mein Vater im Himmel wird da sein. „Ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate, …“  Ich glaube - wie es geschrieben steht - dass er das Recht bringen und mich liebend in die Arme nehmen wird.
Was macht das heute mit uns, die wir den Fortgang der Geschichte kennen?

Wir wollen beten:
Herr Jesus, Dein Leid ist Beispiel für so viele Schicksale in unserer Welt. Und wir? Wenn wir ganz unten sind, haben wir keinen Blick für andere, sind ganz auf uns fixiert. Es dauert oft lange, bis wir unser Leid annehmen, auf Gott vertrauen … Herr Jesus hilf, dass wir Deine Nähe auch in schweren Stunden spüren können.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
Du darfst nicht über Leiden klagen, / bedenke, Christ, für dein Schuld /
wird Jesus an das Kreuz geschlagen; / er schweigt und leidet mit Geduld.

11. Das Gewand Jesu

Der Evangelist Johannes schreibt:
Nachdem die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil, und dazu das Untergewand. Das Untergewand war aber ohne Naht von oben ganz durchgewoben. Da sagten sie zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies taten die Soldaten. (Joh 19,23-24)

Betrachtung zum Bild:
Im Hintergrund sieht Jesus bereits ein aufgerichtetes Kreuz, umringt von einer Menge Schaulustiger.Der Himmel verdunkelt sich. Er selber sieht zwei seiner Henkersknechte, die sein Gewand halten und nicht wissen, wie sie es unter sich verteilen können. Der eine hat einen gierigen Gesichtsausdruck.Hier hält dann der rechte Soldat Würfel in der Hand. Wollen Sie die Würfel entscheiden lassen, wer das Gewand bekommt?Vom Blickwinkel her wird sein Kreuz gerade aufgerichtet.Er selbst ist würdelos, ohne Kleidung, wie ein Verbrecher muss er sich zur Schau stellen lassen.

Wir wollen beten:
Herr, auch wir sind nicht sicher vor der Sünde der Habsucht und Gier.Hilfe uns, dies zu überwinden und nicht nur egoistisch zu sein, sondern auch die Nöte und Probleme unserer Mitmenschen zu sehen und Ihnen zu helfen.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
Das Kleid wird Jesus abgerissen; / aus allen Wunden fließt das Blut; /
so muss der Heiland für dich büßen, / sieh, was die Liebe für dich tut.

12. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Der Evangelist Matthäus schreibt dazu:
Von der sechsten Stunde an war Finsternis über dem ganzen Land bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elija. (Mt 27,45-47)

Bildbetrachtung:
Bedrohliche Wolkengebilde türmen sich an einem dunklen Himmel auf. Teilweise sehen die Wolken wie Fratzen aus. Ist dies der Weltuntergang? Ganz unten rechts im Bild eine Gestalt. Man sieht nur den Kopf. Seinen Mund hat er weit aufgerissen und seine Augen sind vor Angst ganz weit. Hinter der oberen großen Wolke ein weißer Schein. Deutet dies die Hoffnung an, dass dies doch nicht das Ende ist?

Wir alle haben schon Unwetter erlebt und dabei vielleicht auch Angst verspürt. Aber wie muss es Menschen gehen, bei denen der Himmel ähnlich aussieht, aber vor Rauch und Qualm der brennenden Häuser, die  beschossen und bombardiert wurden oder die im Erdbebengebiet der Türkei und Syrien miterleben mussten, wie Häuser einstürzten und der Himmel sich durch Staub verdunkelte. Ganz zu schweigen von denen, die verschüttet wurden und in Dunkelheit ausharren mussten, auf Rettung wartend und dies in vielen Fällen vergeblich. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“. Warum lässt du solche Dinge zu, warum hilfst du nicht? Und dann gibt es doch diese Hoffnung, diese Wunder, wenn selbst nach neun oder zehn Tagen noch Menschen lebend aus den Trümmern geborgen werden. Gott hat uns nicht verlassen. Das ist unser Glaube.

Wir wollen beten:
Gott viele Menschen müssen unendliches Leid durch Kriege, Erdbeben, Hungersnöte und Krankheiten erfahren. Sie fühlen sich verlassen, so wie du es auch gefühlt hast. Stärke sie in ihrem Glauben an dich, steh an Ihrer Seite, gib Ihnen Mut und Hoffnung und lass sie nicht allein.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
Ich will mit dir, o Jesus, sterben / der Welt, dem Fleisch, der Eitelkeit; /
nur so kann ich das Heil erwerben, / nur so eingehn zur ewgen Freud.

13. Mich dürstet

Der Evangelist Johannes schildert es so:
Danach, da Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet.

Ein Gefäß voll Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm voll Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! (Joh 19,28-30)

Bildbetrachtung:
Das also bleibt als letzte Quälerei noch, was schon der Psalmist angekündigt hat: „Sie gaben mir Gift als Speise, für den Durst gaben sie mir Essig zu trinken“ (Ps 69,22).

Der Tod sollte ja noch hinausgezögert, das Sterben verlängert, eine Ohnmacht verhindert werden. Ein Soldat riecht an der Flasche, um sich zu vergewissern, dass es wirklich Essig ist, der auf dem Schwamm gereicht wird.
Der Hintergrund lässt uns die mächtige Jerusalemer Burg sehen. Gesiegt haben anscheinend die Mächtigen, die Vertreter Roms. Da passt es dazu, dass der Hauptmann auf dem Pferd einen Behälter mit Wasser zum Trinken gereicht bekommt. Ob dadurch ihr Durst auf das Quälen der Verurteilten gestillt ist? Vornehm zurückhaltend schauen auch die Priester und Schriftgelehrten, etwas im Hintergrund stehend, zu. Sie waren es ja, die den Tod Jesu, den sie für einen Gotteslästerer gehalten haben, gefordert haben. Aber schmutzig wollten sie sich ihre Hände nicht machen. Das überließen sie der römischen Besatzungsmacht. Und auch die einfachen Leute, vermutlich auch die Armen, wohnen dem Spektakel bei. Vielleicht warten sie auch nur, ob Gott seine Engel schickt, um Jesus zu befreien. Sie werden enttäuscht wieder gehen.
Und Jesus? Er blickt auf den Mitgekreuzigten, der sicher nicht Jesus um Hilfe angeht. Es ist wohl der Verurteilte, der ohne Reue sterben wird. Sein Tod wird endgültig sein. Das deutet unter ihm der Totenschädel an.
Wir schauen mit den Augen Jesu auf diese ganze Szene und stellen uns selber die Frage, was wir wählen werden: Tod oder Leben? Gottesferne oder Gottesnähe?

Wir wollen beten:
Gott, wir sind ganz ausgetrocknet, voller Durst nach einem Leben, angefüllt mit Gerechtigkeit, Frieden, Versöhnungsbereitschaft, Freundlichkeit. In unseren Tagen aber müssen wir Vertreibung, Krieg, Mord und andere unbeschreibliche Gewalttaten mit ansehen. Schau gnädig auf alle unschuldig Leidenden und Opfer und zeige Wege zum Frieden und zur Versöhnung auf. Als guter Vater wirst du unseren Durst danach löschen und uns nicht Essig reichen.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
„Mich dürstet!“ hört man dich noch sagen, / doch keiner gibt zu trinken dir.
Nur Essig will man dir hintragen, / zu quälen dich in ihrer Gier.

14. Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist

Der Evangelist Lukas schreibt dazu:
Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Mit diesen Worten hauchte er seinen Geist aus. (Lk 23,46)

Bildbetrachtung:
Jesus befindet sich am Ende seines Todeskampfes. Die Bilder verschwimmen vor seinen Augen; die Menschen unter seinem Kreuz nimmt er nur noch schemenhaft wahr. Er kann nicht mehr unterscheiden zwischen Menschen, die ihm wohlgesonnen sind und solchen, die sich an seinem Leiden ergötzen. Bis sich dann alles auflöst.

Die bis jetzt noch gut zuordenbare Geräusche, das Weinen seiner Mutter, das Wehklagen seiner Freunde und Verwandten, aber auch das giftige, hämische Gejohle der Schächer und Gaffer. All diese Geräusche vermischen sich in seinem Kopf zu einem immer leiser werdenden Klangbrei.
Es ist still geworden, die Geräusche haben sich in ein Nichts aufgelöst. Die bewegten Bilder sind zu einem Feuerball verschmolzen
Vor dem Hinübertreten in die neue Welt, dem Übergang in die Ewigkeit, ruft er mit letzter Energie: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.

Wir wollen beten:
Vater, jeder von uns wird den Weg vom Leben zum Tode gehen müssen.

Hilf uns, dass wir diesen letzten Weg nicht alleine gehen, dass wir diesen Weg nicht in der Anonymität eines Krieges, einer Katastrophe oder eines ähnlichen Schicksals gehen müssen.
Gib uns die Kraft und die Hoffnung, diesen Weg im festen Glauben an die Auferstehung zu gehen.

Zu dir rufen wir:
A: Du sei bei uns in unsrer Mitte, höre du uns Gott (2x GL182,2).

Zugehörige Liedstrophe:
Du, Jesus, bist am Kreuz gestorben, / aus Liebe wählst du diesen Tod. /
o hast du mir das Heil erworben; / o ewig lieb ich dich, mein Gott.

Gemeinsames Gebet der Gemeinde:
Golgota ist zu Ende, aber nicht der Kreuzweg mit den unzähligen Leiden so vieler Menschen.
In den täglichen Nachrichten sehen wir bittere Not, hören wir schreckliche Botschaften.

Gott, auch wenn unsere Fragen nicht verstummen: Warum so viel Leid? Warum gerade ich?
Warum greifst du nicht ein? Ist denn die Welt wirklich erlöst, der Tod wahrhaft überwunden?
Gott, wir möchten glauben. Hilf unserem Unglauben, damit wir dankbar sein können, dass du durch die Hingabe deines Sohnes unser Leben erneuert hast. Lass uns bereit werden, wo nötig, auch unser Kreuz geduldig zu tragen.
Und schenke allen, für die wir gebetet haben, deine Gnade und Barmherzigkeit. Darum bitten wir dich.
Amen.

Segensgebet und Segen (Dekan Hermany)

Gemeindelied: Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt… (GL 777, 1-3)

Orgelspiel und Flöte zum Auszug

Orgel: Berthold Tasler, Flöte: Elisabeth Tasler.

Wir danken dem Künstler Stefan Weyergraf gen. Streit, dass wir seine Bilder benützen und hier einstellen dürfen. Bitte beachten Sie, dass die Bilder urheberrechtlich geschützt sind.

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